Ich bin als ältestes von sieben leiblichen Kindern aufgewachsen und habe mitbekommen, wie meine Eltern auf der Suche nach einer für sie passenden Freikirche/Gemeinde waren (von Hausgemeinden über Brüdergemeinden bis zu Baptisten). Ich musste überall „mithineinschnuppern“ und habe teilweise schlimme Erinnerungen an diese Zeit.
Ich hatte sehr liebevolle Eltern (von denen ich aber auch gezüchtigt wurde, wenn ich z.B. mein Zimmer nicht wie vorgegeben aufgeräumt hatte), eine scheinbar schöne Kindheit voller Freude, Gemeinschaft und Musik.
Alle Freundinnen, die ich hatte, waren christliche Freundinnen. In der Schule hätte ich auch sehr gerne Freundinnen gehabt, aber ich sollte mit „Ungläubigen“ keine Freundschaften schließen.
Das große Damoklesschwert war die SÜNDE. Meine Kindheit war geprägt von Angst vor der Hölle und der Angst, etwas falsch zu machen.
Ich durfte mich an Fasching nicht verkleiden, sollte keine Hosen tragen (da dies zu sexy sei) und sollte später keinen Tanzkurs machen, da mich vor der Ehe kein Mann anfassen sollte und ich durfte natürlich keinen Sex vor der Ehe haben (der EINE sollte dann auch der RICHTIGE sein, den Gott für mich ausgewählt hat).
DIENEN
FOLGEN
UNTERTAN SEIN
Wozu führt das?
Ich passte mich an, war folgsam, keine Widerworte, kein selbständiges Denken. Ich war das brave, fromme Kind christlicher Eltern. Ich bekam Anerkennung von den Freund*innen meiner Eltern.
Die Gemeinschaft in der einen Gemeinde, die meine Eltern nun schlussendlich für sich gefunden hatten, war schön: Kinderstunden, Pfingstjugendtreffen, Gottesdienste, Jugendstunden, aber keine gleichaltrigen Freundinnen.
Mit 22 Jahren schaffte ich es auszubrechen. Ich heiratete mit 27 einen „Ungläubigen“ – lernte einen Teil der gottfernen Welt kennen. Ich bekam zwei Kinder mit meinem Mann, dem Narzissten – mit dem, der meine Unsicherheit, Selbstzweifel und Ängste ausnützen konnte. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich mich lösen konnte – ein sehr schwerer Prozess.
Nun bin ich frei – zumindest freier.
Es ist schwer. Ich kannte bis dato kein Leben, das ich selbstbestimmt führen durfte und konnte.
Ich bin immer noch geplagt von Selbstzweifeln und Unsicherheit.
Aber ich habe begonnen meine Flügel auszubreiten – zaghaft, aber immerhin. Ich lerne jeden Tag Neues und neue Freundschaften sind entstanden. Mit fast 50 Jahren lerne ich für mich einzustehen und Grenzen zu setzen:
GRENZEN FÜR MICH – UM DIE NEUE FREIHEIT ZU SPÜREN
/ Birgit
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