Berge entstehen durch Sintflut – der lügende Pfarrer

Um die nachfolgende Geschichte zu verstehen, müsst ihr wissen, dass der Vater meines besten Freundes auch der Pfarrer der Freikirche war. Und entsprechend hatte ich einen engen Kontakt zu ihm. Mein Alter und das Jahr, in dem diese Geschichte handelt, weiss ich nicht mehr. Aber ich müsste zwischen zehn und zwölf  gewesen sein. 

M. und ich hatten damals ein grosses Faible für Burgen und so haben unsere Eltern immer wieder Ausflüge mit uns zu diesen Orten gemacht. So auch dieses Mal. Die Burg war auf einer Anhöhe, von der wir uns die Alpen ansehen konnten. Ich wollte wissen, wie denn die Berge entstanden seien und erklärte, dass ich in der Schule gelernt hatte, dass dies ein Prozess von vielen Millionen Jahren war, aber das ja doch komisch wäre, mit den ganzen Dingen, die wir in der Kirche so lernten.

Der Pfarrer holte zu einer Erklärung aus und erdreistete sich zu sagen, dass Wissenschaftler [sic!] wohl übersehen hatten, dass sich das Gestein durch all die Wassermassen der Sintflut so verändern könnte, dass es zwar aussähe, als wäre es viele Millionen Jahre alt. Aber in Wirklichkeit wäre das eben nicht so…

Diese Geschichte mag nun trivial klingen, aber für mich ist das eine der Geschichten, die mich noch heute in Rage versetzen. Was erlaubte sich der Typ hier eigentlich? Wollte der mich gerade verarschen? What the Fuck hatte ich da gerade gehört? 

Heute, mit Mitte 30, verstehe ich langsam, warum es genau diese Geschichte ist, die mich so wütend machte. Der Pfarrer log mich an und behandelte mich so, als wäre ich zu dumm, das zu merken. Zwei Dinge, die mich bis heute ziemlich schnell ziemlich sauer machen. Und jetzt werden einige von euch denken, aber die lügen doch ständig in der Freikirche. Warum ist der Fall so besonders?

Lügen werden vom Philosophen Thomas Carson folgendermaßen definiert: Die Person, die lügt, weiss, dass sie nicht die Wahrheit spricht. In vielen anderen Formen von Täuschung kann eben auch eine Selbsttäuschung enthalten sein. Das heisst, all die Abscheulichkeiten, welche ich als Kind sonst noch hörte, wurden von den Leuten immerhin geglaubt. Doch hier war für mich sonnenklar, dass er genau wusste, dass er sich gerade etwas aus den Fingern sog.

Er hatte ein zehn bis zwölf Jahre altes Kind vor sich, das ihn mit Fakten konfrontierte und anstatt anzuerkennen, dass er hier besser mal die Klappe halten sollte, behandelte er mich wie ein dummes Ding, das man zum eigenen Besten belügen durfte.  

Ich würde den Post gerne mit einer ordentlichen Schimpftirade beenden, doch da ich hier nicht anonym schreibe, lasse ich es. Ihr könnt sie euch selber denken und wenn ihr mögt, seid dabei mal so richtig wütend auf all die Leute, die euch in eurer Freikirchenzeit belogen haben. 

/Jonas

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