„Das Böse lauerte über meinem Leben“

Contentwarnung: Im folgenden Text werden die Themen Hölle bzw. Satan behandelt.

Ich bin in einem sehr negativen Weltbild aufgewachsen. Der Feind, wie Satan oft genannt wurde, ist allgegenwärtig, ein schwarzer Schatten, der beständig über dem eigenen Leben schwebt, auf der Lauer liegt. Eines Nachts habe ich von ihm geträumt, war abgestoßen und vollkommen geschockt, fühlte mich daraufhin verfolgt, beobachtet und sehr verletzlich. Sätze wie „Der Feind hat es auf deine Gedanken abgesehen.“, „Unterschätze den Teufel nicht!“ oder „Wir befinden uns 24 Stunden am Tag in einem geistlichen Kampf zwischen Leben und Tod.“ prägten mein Weltbild:

„Unsere selbstsüchtigen Wünsche verlocken uns immer wieder dazu, Böses zu tun, aber die Welt kann uns niemals etwas Besseres bieten als Gott es kann.“

„Es gibt dämonische Mächte, gegen die man als Christ:in ankämpfen muss“.

Ich hatte manchmal das Gefühl, ständig auf der Hut sein zu müssen, immer wieder hinterfragen zu müssen, ob meine Gedanken und Absichten auch wirklich „gut“ sind oder vom Feind kommen. Aus heutiger Sicht wirkt es fast paranoid oder schizophren auf mich, wie manche mich früher beeinflussenden Christ:innen die „Realität“ des Teufels erleben, sich als sein Spielball fühlen und unter ständigem Verfolgungswahn leiden. Da halfen auch „positive“ Formulierungen nicht wirklich, wie zum Beispiel: „Ich bin frei von Verdammnis. Ich bin erlöst vom Fluch des Gesetzes. Ich bin freigesetzt von der Macht der Dunkelheit.“ auf einer Postkarte(!) oder „Im Namen Jesus, in der Vollmacht des Heiligen Geistes, erkläre ich die Macht der Finsternis, des Teufels und des Todes, des Bösen über deinem Leben für zerbrochen!“.

Diese vermeintlich hilfreiche Freisetzung hat meinen Blick vielmehr auf die Existenz des Bösen gelenkt und mir jedes Vertrauen in mich selbst und meine Intuition genommen…

anonym 

Hier geht’s zum Beitrag auf Instagram