Die Suche nach Halt, der keiner war

2011, mit 29 Jahren, steckte ich in einer Lebenskrise. Mir wurde damals eine Anpassungsstörung und eine Erschöpfungsdepression diagnostiziert. Ich suchte nach Halt und Sinn und fing an mich für den Glauben zu interessieren, den meine Großeltern uns schon in jungen Jahren vorlebten.

Ich durchforschte das Internet und fand viele Berichte, in denen Menschen von ihren Erlebnissen mit Gott berichteten. Und ich muss sagen, es faszinierte mich und gab mir neue Freude und Lebensmut und mir ging es schrittweise besser, bis ich mich einer Freikirche anschloss.

Denn ab da ging es mit mir immer tiefer bergab. Der Druck, Jesus nachzueifern und die Lehre, dass ich von Grund auf schlecht bin, waren für meine sehr labile Seele und für mein ohnehin gestörtes Selbstbild das reinste Gift. Dann der Evangelisationsdruck, gespeist daraus, dass die Menschen, die sich nicht bekehren, in die Hölle kommen. Das alles führte mich in die „Hölle“ auf Erden.

Ich erkrankte an schweren Depressionen mit psychotischen Symptomen, die sich vor allem in einem Sündenwahn äußerten. Ich dachte permanent, ich sündige, ob in Gedanken, oder in der Tat, ich fühlte mich nur noch schuldig. Und so landete ich schlussendlich in einer psychiatrischen Klinik (das ist nur die Kurzversion).

2018 schaffte ich mit letzter Kraft den Absprung und verließ die Gemeinde. Ich ging wieder arbeiten und hoffte, das alles hinter mir zu lassen. Doch 2021 hatte ich wieder einen Zusammenbruch und kann seitdem nicht mehr arbeiten. Seit 2 Jahren bin ich in Therapie mit der Diagnose schwere Depressionen und posttraumatische Belastungsstörung aufgrund dieser Zeit.

All das, was da passiert ist, hält mich gefangen und ich kann zur Zeit nicht mal mehr meinen Alltag alleine bewältigen und bin auf Hilfe angewiesen. Es hat mich wieder eingeholt und muss verarbeitet werden, was wahrscheinlich noch lange dauern wird. Aber ich hoffe, dass ich eines Tages wieder ein unbeschwertes und glückliches Leben führen kann.

/Lena

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