Eine wahre Wiedergeburt

„Gott ruft einen Menschen nur zwei- oder dreimal, danach nicht mehr.“

Das war der Tenor vieler Predigten in meiner Kindheit. Ich weiss nicht, wie oft ich in meiner Kindheit mein Leben Jesus gegeben habe. Angst war der Grund, würde ich heute sagen. Angst vor der Hölle. Angst vor der Entrückung. Angst vor Sünde. Angst, nicht dabei zu sein. Eine „persönliche Beziehung zu Jesus“, wie das immer genannt wurde, habe ich auch während der „Lebens-Übergabe“ nicht gespürt.

Und dann wuchs in mir der Gedanke, vielleicht spüre ich deshalb nichts, weil Gott mich schon dreimal gerufen hatte, und ich es „überhörte“? Wenn meine Eltern mittwochabends zur Bibelstunde gingen und mich (8 Jahre) mit meiner kleinen Schwester (3 Jahre) für die Zeit alleine zu Hause ließen, bekam ich regelrechte Panikattacken. Ich holte mir das Telefonverzeichnis der Gemeindemitglieder und überlegte, wer diese Woche krank und deshalb nicht in der die Bibelstunde gegangen wäre. Wenn derjenige dann ranging, legte ich auf, erleichtert mit dem Gedanken, dass Jesus zum Glück doch nicht wieder gekommen ist.


Diese Angst vor einem ungnädigen Gott hat mich in meinem ganzen Leben begleitet. Mittlerweile bin ich mir nicht sicher, ob nicht nur die Angst vor Bestrafung mich hat glauben lassen. Liebe zu Jesus war es definitiv nicht. Wenn man in dieses Konstrukt hineingeboren wird, dauert es sehr lange, bis man Manipulation und Indoktrination erkennt. Viel zu tief ist das ewig schlechte Gewissen in eine oder einen eingeprägt. Den Angst-Glauben abzulegen, erfordert sehr viel Mut und innere Stärke.


Man kann es aber schaffen und ein „neues Leben“ beginnen. Ganz anders als man es gelernt hat – völlig entgegengesetzt sozusagen – aber wenn man es geschafft hat, ist das ein überwältigendes Gefühl! Es ist das Gefühl, auf das ich bei meiner Bekehrung immer vergeblich gewartet habe.


Für mich die wahre Wiedergeburt…

Miri

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