falling plates

Kurze Sequenzen, tosende Bilder von einer in die Tiefe des Wassers sinkenden Frau, fallenden Tellern, einem verbrennenden Baum.

Schwarze, bedrohliche Stille.

Dann ein Aufatmen, ein Angesprochensein, ein Loblied des Schöpfers an die Vielfalt der Menschen, an die Schönheit jeder und jedes Einzelnen. Die anfängliche Bedrohung scheint fast vergessen und doch folgt ein Aber. Etwas ist passiert.

Ein schwarzer Tropfen sinkt in das reine, mit Wasser gefüllte Glas. Du hast mich betrogen, du hast gesündigt, flüstert da die Stimme des vorher so liebevoll wirkenden Schöpfers. Du hast dich von mir getrennt. Und obwohl du noch lebst, stirbst du langsam. Ein Licht erlischt. Einem Laptop wird das Ladekabel entrissen und die langsam schwindende Akkulaufzeit gezeigt. Also suchst du nach anderen Dingen. Aber nichts funktioniert. Es tötet dich nur schneller. Begriffe wie ‚Zufriedenheit‘ oder ‚Sex‘ werden nun in eine Suchmaschine eingegeben, eine Bierflasche verschwindet nicht mehr von dem Mund eines Mannes, ein Facebook-Profil wird geöffnet.

Wonach suchst du?!

Eine Anklage der Stimme, die den Schöpfer darstellen soll, an eine Frau mit von Tränen gefüllten Augen. Begriffe wie Intimität, Liebe, Akzeptanz werden schnell hintereinander in die Suchmaschine eingegeben. Die Akkulaufzeit des Laptops ist aufgebraucht. 0%. Teller fallen zu Boden und zerklirren. Scherben häufen sich und werden von neuen Scherben bedeckt.

Ich möchte nicht, dass du stirbst. Ich habe dich erschaffen, nicht damit du zerstört wirst, sondern um mich zu kennen. Also bin ich selbst Mensch geworden, aber habe nie gesündigt.

Du aber hast so oft gesündigt. Und das hat seinen Preis. Einer von uns musste sterben, du oder ich.

Und ich bin gestorben, an deiner Stelle. Weil ich dich liebe.

Plötzlich scheint das Video zurückgespult zu werden, die Scherben werden wieder zu Tellern, der zuvor abgebrannte Baum wird wieder grün, das zerschellte Glas richtet sich wieder auf.

Und all das, weil diese Stimme sagt, sie sei von den Toten auferstanden? All das, weil die Stimme sagt, sie sei Jesus? All das, weil diese Stimme sagt, sie würde mir vergeben? Vergeben für etwas, das ich nicht einmal hätte richtig machen können? All das sei passiert, weil diese Stimme sagt, sie wolle eine Beziehung zu mir?

Und schließlich die Frage aller Fragen: Wirst du mir nachfolgen?

Unzählige Male wurde dieses Video gezeigt, bei Evangelisationsveranstaltungen, bei Bibelarbeiten, im Biblischen Unterricht. Und die einzige Reaktion, die dieses Video in mir hervorrief, war Angst. Angst, dass ich nicht das ewige Leben, sondern den ewigen Tod haben würde, wenn ich es nicht schaffe richtig nachzufolgen. Angst, dass ich Zufriedenheit außerhalb der Gemeinde oder christlicher Freund*innen erleben würde und dafür bestraft würde. Und immer war meine Antwort: Ja, ich werde dir nachfolgen, du unheimliche Stimme. Aus purer Angst, etwas falsch zu machen.

Doch diese Angst, etwas falsch zu machen, blieb. Etwas falsch zu machen im Glauben und auch sonst.

Und immer wieder die Frage aller Fragen: Wirst du mir nachfolgen? 

Heute habe ich eine andere Antwort.

anonym

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