Contentwarnung: In diesem Text werden sexualisierte Gewalt und Hass gegen LGBTIQ+ thematisiert.
Seit ich elf Jahre alt war, habe ich mich gefragt, ob ich auf Frauen stehen könnte.
In meiner Gemeinde und meinem christlichem Umfeld hatte ich gelernt, dass queer sein und Christ:in sein unvereinbar miteinander wären und dass G*tt diesen Teil von mir niemals annehmen könnte.
Mit 21 Jahren habe ich mich als bisexuell geoutet. Kurz darauf bin ich aus der Gemeinde ausgetreten. Jugendarbeit war auch nicht mehr möglich.
Einige Jahre darauf wurde mir von einer Person Gewalt angetan, mit der Begründung, dass ich als bisexuelle Frau schließlich mit jeder und jedem schlafen würde und damit kein Recht darauf hätte, „Nein“ zu sagen.
Bis heute werde ich das Gefühl nicht los, dass Gott es gut fand, was mir angetan wurde.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass es die gerechte Strafe und verdiente Konsequenz meiner Sünde war. Nicht nur, weil ich queer bin. Nein, schlimmer noch: Weil ich es gewagt habe, mich nicht mehr für mein Queersein zu schämen, weil ich es gewagt habe, anderen Menschen davon zu erzählen, als ob es in Ordnung und völlig normal und nichts daran falsch wäre.
Ich bin wütend, dass ich nach Jahren der Dekonstruktion immer noch unter den Schuldgefühlen, die mir eingetrichtert wurden, leide. Ich will glauben, dass nichts davon meine Schuld war: Ich will glauben, dass Gott ebenso wütend und verletzt ist wie ich – doch das ist harte Arbeit, an manchen Tagen klappt das schlechter, an anderen besser.
anonym
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