Mein Glaube neu gedacht

Warum ich nach völliger Dekonstruktion glaube: weil ich eine Krücke will, um das Leben meistern zu können. 

In der Dekonstruktion ist mir jeglicher Glaube an den Gott der Bibel unter die Räder der Vernunft geraten.

Die Schöpfungsgeschichte, Sünde, Sühnetod Jesu, leibliche Auferstehung, Gemeinde, Heiliger Geist, Himmel und Hölle. Diese Dinge sind sehr Vieles, aber gewiss keine empirischen Fakten; und Gehorsam gegenüber dem „Willen Gottes“ dient in allererster Linie dem Erhalt von Strukturen.

Und nun? Ich bin ein unzulänglicher Mensch. Aber ich habe die Idee, dass das Leben so viel zu bieten hat: Gemeinschaft, Kreativität, Genuss, Liebe, Vertrauen, Ästhetik, Selbstverwirklichung, Natur, Erkenntnis…

Diese Dinge können wir auch ohne evangelikale Theologie erleben, oftmals sogar besser als mit ihr.

Diese Dinge wünsche ich mir für mich und alle im Überschwang. Diese Dinge sind es, was ich jetzt mit „Gott“ bezeichne. Und ich will alle darin unterstützen, diese Dinge erleben zu können. 

Um mir den Weg dahin zu leuchten, projiziere ich diese Dinge: sie werden mein Gott. Weil mir das hilft und – ganz ehrlich – weil ich gerade nicht anders kann. „Gott“  ist für mich nicht nur keine verbrannte Erde, sondern war trotz allen persönlichen Zerbruchs durch die Gemeinde auch Lebenselexir und deshalb verwende ich diesen Begriff.

Das Leben fordert mich derart heraus, dass ich es nicht aus mir heraus leben kann. Alles, was der Liebe, dem Positiven, der Freiheit dient, erlaube ich mir zu nehmen. In meinen Unzulänglichkeiten ist mein projizierter Gott das, was ich anstrebe, und zugleich mein Gegenüber, das mich liebevoll ansieht, anspricht und ermutigt. 

Ich re-konstruiere meinen Gott und finde viele Ansätze hierzu in der Bibel und in der historisch-kritischen Bibelwissenschaft. Dazu stehe ich. Ich kann mit meinem Gott niemals evangelisieren gehen – aber liebevoller mir selbst und anderen gegenüber werden.

Die Dekonstruktion hat mir unter anderem diese Erkenntnis gebracht: (Mein) Glaube kann nur Mittel zum Zweck sein.

Von Simon (Instagram: @weitenbummlr)

Hier geht’s zum Beitrag auf Instagram