Bereits als kleines Mädchen lernte ich Gott kennen. Ich würde sagen wir hatten eine gute Beziehung zueinander.
Als ich 13 Jahre alt wurde, besuchte ich einen Teenager-Kreis einer Freikirche. Ja, die Gemeinschaft dort gab mir viel Halt, sonst wäre ich wohl nicht so viele Jahre hingegangen.
Rückblickend kann ich sagen, dass ich zu dieser Zeit Menschen in zwei Kategorien geteilt habe. Zum einen gab es die Gläubigen, und zum anderen die Verlorenen. Ich fühlte mich wie ein besserer Mensch, denn man war ja eine der Auserwählten. Es glich einem Marathon und du warst ganz vorne dabei – voller Stolz. Ich fühlte mich tatsächlich rein und heilig.
Als meine Pubertät einsetzte, zerbrach diese Blase.
Ich hinterfragte plötzlich alles. Das kam natürlich alles andere als gut an und als mir erklärt wurde, dass Sex vor der Ehe eine der schlimmsten und nie wieder gut zu machenden physischen Sünden sei, begann ich meinen Körper und mich selbst abzulehnen. Selbst die Entscheidung zu heiraten wurde als so wichtig dargestellt, dass ich bis heute Komplexe habe, mich für immer zu binden. Die Angst, in einer Ehe zu versagen ist einfach größer als alles andere.
Ich zwang also meine Sexualität in die Knie.
Heute, mit fast 30 Jahren, dann die Diagnose: „Primärer Vaginismus“ und eine gestörte Beziehung zur Sexualität im Allgemeinen.
Natürlich kann man nicht alle Verantwortung auf andere schieben. Doch wenn der Glaube zu einer Belastungsprobe wird und man nur noch voller grundloser Schuldgefühlen vor Gott und der Gemeinde existieren kann, sollte man die Notbremse ziehen.
Eine Gemeinde sollte eine:n stärken. Besonders in der schwierigen Phase der Pubertät. Nicht Angst schüren, für ewig in die Hölle zu kommen. Es sollte einer oder einem geholfen werden den eigenen Körper in seinen Veränderungen anzunehmen. Ernste Liebesbeziehungen sollte man fördern und nicht klein machen und vor allem darf der zentralen Kern der Botschaft sich NICHT länger auf den sexuellen Akt reduzieren.
Wie soll ein Mensch wahrhaftig auf einen Gott reagieren können, wenn sie oder ihn die ständige Angst begleitet von Gott auf ewig getrennt zu werden?
Anonym (w29)
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