Die Kirche ermahnt ihre Mitglieder, ihre Beziehungen erst in der Ehe auf sexueller Ebene auszuleben. Ein Gedanke, mit dem man definitiv glücklich werden kann, der als Befehl allerdings völlig versagt. Sex ist ein unvergleichbares Symbol der Nähe und der Einheit. Wer den Sex aus einer Beziehung raushält, nur weil frau bisher noch kein weißes Kleid anhatte, der raubt den Beziehungsteilnehmer:innen eine tiefe Form der Verbundenheit und schürt gleich zu Beginn Angst vor Verletzung. Getrieben von der Angst, sich sexuell bewahren zu müssen, um eine heilige Beziehung zu erleben – was weder logisch, noch biblisch haltbar ist – baut sich eine Distanz auf, die nicht immer zu Trennung führt, aber halt noch immer eine Distanz ist. Viel Kuchen, ein bisschen Sekt und ein weißes Kleid können dann an dieser Distanz nicht viel ändern. Das einzige, das diese versteckte Verletzung später heilt ist… der Sex in der Ehe. Na, das ist mal ein Konzept von Ehe: „Die Ehe heilt die Wunden, die man sich in der Beziehung zugefügt hat.“
Wer glaubt, dass die Nähe in einer Beziehung nicht durch Sex, sondern durch „das dritte Standbein: Jesus“ kommt, die oder der hat ein interessantes Bild von Jesus, der meines Wissens nach in keinem der Bibelbücher ein Paartherapeut oder gar das Mitglied einer erotischen Beziehung war. Warum sollte man denn überhaupt ein drittes Standbein brauchen? Gott hat uns zu zweit geschaffen, nicht zu dritt – viele kommen auch alleine super klar. So wie ich die Welt sehe und die Bibel lesen scheinen zwei Schnüre mehr als genug für eine Beziehung zu sein, die Gott ehrt. Das Menschenbild, das bei der Dreischnur-Beziehungstheorie vermittelt wird, ist hilflos und Verantwortungs-abgebend. So habe ich Jesus bisher nicht sprechen hören. Er sagt: „Liebt einander, so wie Gott euch liebt.“ Er sagt nicht: „Liebt mich, dann werde ich eure Partner:innen lieben.“ Er hat sich nie angeboten als drittes Standbein. Auch wenn viele sich das gewünscht hätten, hatte Jesus nicht vor, Teil einer Ehe zu sein. Gott zeigt seine Liebe zu den Menschen indem sie voneinander geliebt werden. Wenn du deine:n Partner:in liebst, dann ehrst du damit Gott. Wer Menschen verbietet ihre:n Partner:in zu lieben, auf welche Art auch immer, der oder die ehrt Gott damit nicht.
Wer Angst hat, dass die Beziehung ohne „den dritten Teil: Jesus“ nicht funktioniert – dass man ohne Jesus nicht genug ist – wird seiner Partnerin oder seinem Partner nie wirkliche Nähe schenken können. Wer seine:n Partner:in liebt, ohne dabei die Verantwortung jemandem zu geben, der sie nie haben wollte, die oder der schafft Vertrauen, Nähe und Sicherheit und ehrt damit die Liebe.
p.s. Dazu braucht man keinen Sex, aber Sex symbolisiert das alles.
p.p.s. Dazu braucht man auch keinen Jesus, aber Jesus symbolisiert das alles. Beziehung funktioniert mit Jesus und mit Sex – Beziehung funktioniert auch ohne Sex und auch ohne Jesus. Wer Augen hat, der sehe.
Von Lukas (Instagram: @furchensohn)
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