Es gab in meinem Leben eine Verheißung. Lebst du dein Leben wie Gott es möchte, wird es dir zwar nicht immer super gehen, aber du wirst Frieden und Freude in Gott finden.
Dieses Versprechen spornte mich meine ganze Kindheit an, meinen Glauben zu priorisieren und meinen Glauben „richtig“ zu leben.
Richtig bedeutete zunächst mehr Bibellesen, mehr Beten.
Dann, meinen Schulkamerad*innen von Jesus zu erzählen.
Dann, mein Leben Gott ganz anzuvertrauen.
Dann ,weniger zu leisten und mich mehr von Gott beschenken zu lassen.
Dann, Gott meine Zukunft anzuvertrauen, statt mein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Dann, Evangelisation und Mission.
Dann, aus der Komfortzone und in das von Gott vorgesehene Leben für mich zu treten.
Irgendwie war ich auch nie sicher, wie dieser Frieden zustande kommen sollte. In mir war kein Frieden, aber Gott macht keine Fehler. War ich also selbst schuld, dass es nicht klappte?
Das Gefühl, Gott noch nicht mein ganzes Leben anvertraut zu haben und damit auch seinen Segen und die verheißene Freude zu verpassen, begleitete mich meine ganze Jugend über.
In meinen zwei christlichen FSJ-Jahren ging ich dann „all in“ für Gott. Trotzdem fühlte ich mich immer ferner und verlassener von Gott. Obwohl ich meine gesamte Zeit, Energie und Ideenkraft in Gott und die Förderung und Evangelisation der Kinder steckte, war da kein Segen und keine Freude zu spüren und so richtig helfen konnten wir den Kindern und Jugendlichen auch nicht.
Ich fühlte mich allein gelassen, verraten von Gottes Verheißung. Als wäre das, worauf ich immer gebaut hatte, umsonst gewesen.
Ich fing an meinen Glauben immer weiter zu dekonstruieren und siehe da: Ohne diesen Glauben ging es mir plötzlich so viel besser!
Statt auf kirchliche Autoritäten zu hören, begann ich endlich meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen. Ich hatte endlich ein ICH das gut war, das nicht sündig war und verleugnet werden musste, nur um mehr wie Jesus zu werden. Ich war plötzlich eine eigene Person nicht nur ein Teilstück im Leib Christi.
Die Schuldgefühle und Angst versagt zu haben, in die Hölle zu kommen, ebben mit der gewonnenen Freiheit und Lebensfreude immer mehr ab.
Bis heute bin ich daran, meine eigene Identität aufzubauen.
Ohne Glauben. Ohne Gott. Ohne Kirche.
Alte Verletzungen und toxische Gedanken aufzuarbeiten. Als erwachsene Frau ist das nicht immer leicht, aber die Freiheit und Lebensfreude, die ich mein Leben lang in meinem Glauben zu Gott gesucht habe, ist nun endlich Teil meines Lebens geworden.
anonym
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