Contentwarnung: Im folgenden Text wird das Thema Hölle behandelt.
Es wird häufig darüber gesprochen, dass Gott der Inbegriff von Gerechtigkeit und Liebe sei. Der größte Beweis seiner Liebe, und gleichzeitig auch seiner Gerechtigkeit ist die Kreuzigung von Jesus. Welcher andere Gott von all diesen Gottesvorstellungen auf der Welt ist bereit selbst Mensch zu werden, einen Teil seiner selbst zu opfern, damit seine Schöpfung nicht für immer verloren gehen?
Ich habe viele Jahre lang an Gott als den Gott der Liebe geglaubt. Und an seine Gerechtigkeit. Aber mit meinem Ausstieg aus der Freikirche hat sich das geändert. Es haben sich neue Gedanken und neue Fragen entwickelt. Gott erschafft die Menschen und vertreibt sie kurz danach aus dem Paradies, nachdem sie einen Fehler machen. Er schließt das Tor, und öffnet es erst wieder, wenn die verlorenen Menschen seinen Sohn als den einzigen Weg zur Rettung anerkennen. Tun sie das nicht, wartet statt dem Paradies die Hölle mit ihrer ewigen Verdammnis.
Wie gerecht ist ein Gott, der selbst das Prinzip der Sünde entwickelt, um Menschen auf dieser Grundlage entweder zu retten oder zu verdammen, und sich dann selbst als den eigenen Ausweg aus diesem System präsentiert? Übertragen auf den Beziehungskontext, der ja in freikirchlichen Kreisen so gerne als Synonym für den Glauben und für Religion verwendet wird, würde man eine solche Beziehung als absolut toxisch bezeichnen: eine Beziehungspartnerin oder ein Beziehungspartner hat die Macht, die andere Person zu retten oder zu töten; sie oder er knüpft die Rettung aber an eine Bedingung und diese lautet, die Beziehung nicht zu verlassen. Denn wer sich vom christlichen Gott und somit der einzigen Wahrheit abwendet, der wird verloren gehen.
Es gibt natürlich viele Interpretationen der Bibelgeschichten von der Erschaffung der Welt, und auch von der Kreuzigung. Viele Menschen, darunter auch Theolog:innen, Wissenschaftler:innen und Philosoph:innen sind sich absolut einig, dass die Geschichten nicht absolut wörtlich verstanden werden dürfen, so wie ich es hier in diesem Text mache. Aber in den Freikirchen sieht das häufig anders aus. Ich bin mit der Gewissheit aufgewachsen, dass ich mein Leben Jesus „übergeben“ und den Glauben an ihn nie verlassen darf, damit ich am Ende in den Himmel, und nicht in die Hölle komme.
Häufig wird auch davon gesprochen, dass keine Sünde zu klein sei, damit Gott sie nicht mehr vergeben könnte. Die „Sünde“ des Unglaubens ist davon aber ausgenommen. Denn wer nicht glaubt, wird seine „Schuld“ in dieser Hinsicht auch nicht vor Gott bringen wollen, und das ist in den Augen dieses Gottes unverzeihlich. Vollendet bedeutet dieses Regelwerk Gottes, dass ein Mensch, der ein Leben voller schlimmer Taten führt und im letzten Moment Gott um Verzeihung bittet und ihn als Herrscher anerkennt, in den Himmel kommt; ein Mensch, der ein gutes Leben führt, aber nicht an Gott glaubt, stattdessen in die Hölle. Und dann wird ein Leben von circa 80 Jahren mit einer Strafe quittiert, die mehr als zehnmal so lang ist, wie das „sündige“ Leben selbst.
Wie kann ein solcher Gott als gerecht bezeichnet werden? Wie kann ein Gott als liebend bezeichnet werden, wenn er Menschen scheinbar ohne ethische oder moralische Probleme zu einer ewigem Leiden verurteilt und dann auch noch vom Himmel aus dabei zusieht?
Von Sandra (Instagram: @insight.and.out)
Hier geht’s zum Beitrag auf Instagram