Seit einiger Zeit habe ich das Gefühl, dass ich mich immer weiter in eine Richtung verändere, in der es Gott vielleicht gar nicht mehr gibt. Und ich habe Angst davor. Angst davor, alles falsch zu machen und zu zerdenken. Immer wieder habe ich Angst, in die Hölle zu kommen, wenn das so weiter geht. Absurd für Menschen, die nie gelehrt wurden, was passieren muss, um in den Himmel zu kommen. Ein Übergabegebet, in dem der Mensch Gott seine Schuld bekennt und ihn als Retter annimmt. Danach soll sich der Lebensstil ändern und anschließend dann das Herz. Und ich hab das Gefühl diesen Prozess mach ich grad rückwärts. Und langsam verändert sich dabei mein Herz und es atmet ein bisschen auf. Fühlt sich so Freiheit an? Mein Leben lang hab ich gelernt was ich tun muss, um in einer christlichen Gruppe angenommen zu sein, gut da zu stehen. Aber war ich ich selbst? Ich glaube gerade nicht daran, dass Menschen in der Hölle landen – und trotzdem sitzt der Gedanke daran in meinem Nacken. Klingt paradox.
Ja, es fühlte sich gut an, zu wissen, dass man zu den Auserwählten gehört. Und jetzt merke ich, wie sich das gar nicht gut anfühlt, auf der anderen Seite zu stehen. Zu wissen, viele Menschen glauben an eine Auserwählung, aber ich kann das nicht mehr. Ich werde in ihren Augen in der Hölle landen. Und trotz des Wissens, dass es sich so wohlig anfühlt in einer solchen Gruppe zu sein, kann ich es nicht mehr. Ich kann nicht weiter mit so engstirnigen Lehren leben. Ich kann nicht mehr an einen exklusiven, auserwählenden Gott glauben. Aber an welchen Gott kann ich stattdessen glauben? Ich fühle mich so verloren, weil ich nicht weiß, wann ich damit am Ziel bin. Wie ist Gott? Und wenn Gott Liebe ist, wie kann er Menschen Angst machen wollen mit der Hölle? Wie kann er wollen, dass es ein paar Prozent Auserwählte auf dieser Erde gibt und der Rest für immer irgendwo schmort? Das zu schreiben ist für mich so absurd und gleichzeitig kann ich so tief in mir verstehen, wieso Menschen daran festhalten. Auf eine seltsame Art und Weise spürt man Sicherheit, wenn man weiß, wie man in den Himmel kommen kann. Aber ich will diese Sicherheit nicht mehr haben, seit ich merke, dass sie in mir gleichzeitig so viel Angst hervorbringen kann.
Josephine
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