Ein wichtiges und bedeutendes Konzept innerhalb des christlichen Glaubens ist die Nächstenliebe, die ja eigentlich erstmal ganz positiv und vielversprechend klingt! Meiner Meinung nach hat sie sogar das Potenzial, die Welt zu verändern. Wenn ich allerdings auf mein eigenes Verhalten, meine Überzeugungen und meinen Umgang mit anderen Menschen zurückblicke, stelle ich fest, dass ich Nächstenliebe jahrelang wie folgt ausgelebt habe:
Als Christin habe ich geglaubt zu wissen, was „die eine Wahrheit“ ist: Menschen gehen verloren, wenn sie Jesus nicht in ihr Leben einladen und nicht nach seinen Vorstellungen leben. Darum ist es die Aufgabe der Christ:innen, aufzuklären und vorzuleben, wie ein vorbildliches christliches Leben aussieht. Also werden Regeln, Denk- und Verhaltensweisen vermittelt, aus Nächstenliebe, immer mit dem Ziel, dass die Person umkehrt, in den Himmel kommt, ein gutes Leben führt und Jesus sich über ihr Leben freut. Für so gut wie jede Lebenssituation oder Frage, die beim Gegenüber aufkommt, gibt es eine passende (christliche) Antwort. Dass es da oft nicht viel Spielraum nach links und rechts gibt und somit anderen ihre Ansichten und Lebensstile abgesprochen werden, steht dabei außer Frage.
Dieses Verständnis von Nächstenliebe rechtfertigt unterschiedlichste Handlungsweisen, die allerdings oft gar nicht viel mit Liebe zu tun haben, sondern mit Arroganz, Hochmut, Selbstgerechtigkeit und Blindheit.
Vielleicht denken wir an dieser Stelle nochmal darüber nach, was Liebe eigentlich bedeutet? Was bedeutet bedingungslose Liebe? Was bedeutet Gnade?
Inzwischen habe ich keine Lust mehr auf christliche Floskeln und vorgefertigte Antworten, die darauf abzielen, andere von einer bestimmten Wahrheit überzeugen zu müssen. Ich möchte Menschen aus ehrlichem und aufrichtigem Interesse zuhören und auf Augenhöhe begegnen, ohne Hintergedanken. Das ist für mich persönlich der erste Schritt zu mehr Nächstenliebe.
Madline
Hier geht es zum Beitrag auf Instagram