David tötete 200 Philister – Göttlich legitimierte Gewalt in Freikirchen

Vor einigen Tagen stolperte ich auf Wikipedia über einen Artikel über David. Eine seiner „Heldentaten“ war es, zweihundert Philister abzuschlachten und ihre Vorhäute König Saul zu bringen. Als Belohnung gab es dafür dann eine Frau. 

Diese Art von Geschichte wurde mir als Kind in einer völligen Normalität erzählt. Die Gewalt, die hier auf so vielen Ebenen sichtbar wird, wird hingenommen, ja sogar gutgeheissen. Denn immerhin stand es ja in der Bibel. 

Es war aber nicht so, dass im Umfeld, in dem ich aufwuchs, Gewalt grundsätzlich nicht erkannt wurde. Gewalt wurde schon benannt bzw. diskutiert, wenn zum Beispiel Winnetou und Old Shatterhand mal hundert Banditen über den Haufen schossen. Oder wenn wir Command and Conquer spielten und mit Teslaspulen unsere Feinde „grillten“.

Doch, sobald die Gewalt durch Gott sanktioniert wurde, war es in Ordnung. Besonders in Erinnerung bleibt mir hier ein Moment. Gemeinsam mit den Eltern sah ich irgendeinen Bibelfilm. Die übliche Folter und Totschlag war Teil davon. Ich wollte mich dem entziehen und wurde dann von meiner Mutter aufgehalten mit den Worten: “Sonst hast du ja auch keine Probleme damit, jetzt bleibst du hier”. Ich war keine zehn Jahre alt, als das geschah.

Warum sind diese Geschichten wichtig? Aus zwei Gründen:

  1. Wir sollten uns als Gesellschaft fragen, wie weit die “Erziehungsfreiheit” von Eltern und deren sozialen Umfeld über ihre Kinder gehen darf. Was ich und viele andere hier erlebt haben, ist Gewalt.
  2. Wir sollten uns als Gesellschaft fragen, wie wir mit Menschen umgehen, die Gewalt dann nicht mehr ablehnen, wenn sie durch einen Gott sanktioniert wurde. Gerade dann, wenn wir sie als Teil der hier vorherrschenden christlichen Kultur sehen. 

Jonas

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