Passt die freie Entfaltung des Individuums mit dem christlichen Gottesglauben zusammen?
Jahrzehntelang habe ich das so nicht erfahren. Ich fühlte mich als Außenseiterin, die nicht richtig ist, so wie sie ist. Da ich nicht in die Hölle kommen wollte, passte ich mich an und ließ mich zurechtstutzen. Innerlich rebellierte ich und dachte, lieber unabhängig in die Hölle kommen als abhängig in den Himmel. Ich war überzeugt, Gott wollte mein Ich vernichten. Das Bild vom Thron spukte dabei durch meinen Kopf. Auf dem Thron sitzt das Ich, dann kommt Gott und streicht das Ich durch. Und wo bleibe ich? Ich fühlte mich vernichtet. Das stürzte mich u.a. in viele Krisen, Panikattacken und Zwangsgedanken. Ich hatte Angst vor Gott, Angst vor Nähe.
Innerlich hatte ich gleichzeitig die Sehnsucht, da muss es doch noch mehr geben. Ein Leben in Fülle zum Beispiel. Ich forschte weiter. Entdeckte die spirituelle Körperarbeit, sprach mit Menschen, machte Therapien, wütete mit Gott. Verabschiedete mich vom alten Gottesbild und begegnete einem Gott, der mich liebt so wie ich bin. Mit allen Ecken und Kanten. Ich bin seine Teuerste, das verändert alles.
Nach 30 Jahren trat ich aus unserer Gemeinde, einer Freien ev. Gemeinde, aus. Ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich hatte keinen Raum. Ich sehne mich nach einer Gemeinschaft, wo Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht und sexueller Orientierung einen Platz haben. Wo es keine Wächter:innen gibt, die darüber entscheiden wollen, was ein richtiger Christ, eine richtige Christin ist und was nicht. Mein Traum: Gemeinsam mit anderen unterwegs zu sein. Etwas wagen, Veränderungen bewirken, Fassaden entlarven. Auf Abenteuerreise mit Gott zu gehen, so wie ich ihn jetzt erfahre.
Elke
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