Kürzlich habe ich ein Lied für mich entdeckt, das eigentlich gar nicht meiner Art von Musik entspricht. Aber der Text hat sich mir so sehr eingebrannt, dass ich es eine Zeit lang rauf und runter gehört habe. Da heißt es „I don’t wanna be yours anymore, talking to myself forevermore, I just wanna be somebody good.“ Mich hat diese Passage mitten ins Herz getroffen, auch wenn es in dem Song um eine Paarbeziehung geht und ums Verlassen und Verlassenwerden – für mich hat das in dem Moment perfekt auf meinen Glauben gepasst.
Ja, ich will nicht mehr Jesu Jüngerin, Tochter, Nachfolgerin sein. Wie oft habe ich gesungen „Ich bin ganz Dein“ oder „Ich geb mich Dir hin“. Das ist jetzt vorbei! Ich bin eigenständig, kann mein Leben führen, unabhängig von diesem Druck und diesen Ängsten, ich bin endlich frei. Ich habe diese Textzeile mindestens genauso laut und aus voller Überzeugung gesungen, wie damals den christlichen Lobpreis. Lieder, in denen ich meine Selbstbestimmung, meine eigene Meinung und mein ganzes Leben an Jesus abgegeben habe. Aber all das habe ich mir – symbolisch gesprochen – jetzt mit dieser Passage zurückgeholt! Ich werde nicht länger einfach mit mir selbst reden im Gebet, monatelang auf Antworten warten, die niemals kommen. Ich werde nicht länger verzweifeln, mich schämen, weil mein Einsatz im Gebet mal wieder nicht gereicht hat, um in der Realität etwas zu bewirken. Nein, das ist Geschichte.
Stattdessen will ich meine Energie und vor allem meine Zeit dafür nutzen, „ein guter Mensch“ zu werden – ein Ziel, das ich früher ganz abschätzig betrachtet habe. Was nutzt es, ein guter Mensch zu sein, wenn man Jesus nicht hat? Nur freundlich, hilfsbereit und großherzig zu sein, hat noch niemandem ewiges Leben bei Gott im Himmel verschafft. Nein, man musste schon „wiedergeboren“ sein, Jesus das eigene Leben übergeben haben, um sich dessen sicher sein zu können. Und wer nur danach strebt, immer besser zu werden, sich weiterzuentwickeln, zu wachsen, hat sich ja nur selbst zum Götzen gemacht. Dieses Streben war gerade in meinem Umfeld immer sehr verpönt, nur Jesus könne jemanden verändern und wer sich selbst verbessern will, verliert Gott aus dem Fokus. Das ist auf so vielen Ebenen so toxisch und schädlich!
Heute kann ich einfach Zeit in mich investieren, Techniken wie Meditation oder Yoga nutzen, um mir in manch schwierigen Situationen selbst weiterzuhelfen, kann auf mein neues Umfeld vertrauen, mir bei Menschen Hilfe suchen. Erst seitdem ich aufgehört habe, Gott zu lieben, kann ich mich selbst lieben. Und genau deshalb singe ich jetzt „I don’t wanna be yours anymore, talking to myself forevermore, I just wanna be somebody good.“
Anonym
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