Kreatives Bibellesen

Ich kann nicht mehr in der Bibel lesen. Diese „Stille Zeit“ ist für mich unerträglich geworden. Nicht erst seit meinem Ausstieg, sondern schon davor. Trotzdem bin ich im Moment ein wenig auf dem Weg, mich der Bibel wieder etwas anzunähern. Denn ich hoffe, dass es mir in meinem Glauben, den ich immer noch habe, doch helfen könnte.

Das versuche ich zum Beispiel mit Bible Art Journaling. Es gibt hier eine kleine Gruppe, die sich dafür regelmäßig trifft. Wir malen und schreiben in die Bibel hinein, teilweise neben die Texte, teilweise in die Texte hinein und teilweise über die Texte drüber, so dass der Text unter dem Bild nicht mehr zu erkennen ist. Aber das sieht bei mir nicht so blumig und halleluja-mäßig aus wie auf den meisten Bildern im Internet. Die anderen sagen, ich hätte meine eigene Art, kreativ mit der Bibel zu arbeiten und das kann ich nicht abstreiten. Ich habe schließlich auch meine eigene Geschichte mit der Bibel, also muss ich auch auf meine eigene Art mit ihr umgehen.

Es gefällt nicht immer. Aber ehrlich gesagt ist genau das etwas, das mir hilft. Denn „Kunst darf alles“. Ich darf eskalieren, ich darf Seiten verunstalten, ich darf Dinge auf den Kopf und wieder zurück stellen, den Text durch den Fleischwolf jagen, frittieren und in ner Rakete zum Mond schießen, wenn es für mich zum Text passt. Es ist ein spielerischer Zugang, und im Spiel kann man nichts falsch machen. Manchmal würde ich am liebsten auch einfach eine Seite raus reißen, zerreißen und zerfleddern und drauf rumtrampeln, aber das traue ich mich doch nicht.

Es war am Anfang auch so schon eine Überwindung, in die Bibel zu malen. Trotzdem hab ich gemerkt: Da kann ich mich richtig schön emotional abarbeiten und mich überraschen lassen, was am Ende rauskommt. Denn manchmal, wenn ich mich richtig abreagiert habe auf einer Seite oder wenn ich dachte, jetzt habe ich es komplett verbockt, dann kommt am Ende nicht etwas Destruktives raus, sondern etwas Wunderschönes und Heilsames. Nicht immer, aber immer mal wieder.

Bithya
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