Meine Familie ist in einer Lebenskrise in eine charismatische Pfingstgemeinde in Süddeutschland eingetreten. Ich kann mich auch nicht mehr genau daran erinnern, denn damals war ich erst ungefähr 5 Jahre alt. Allerdings erinnere ich mich daran, dass sich plötzlich von Grund auf vieles veränderte. Die Menschen, die in unser Leben traten, haben uns viel geholfen und uns in der Krise unterstützt – doch zu welchem Preis?
Meine Mutter hat auf Anraten eines heute selbst ernannten Pastors fast alle „weltlichen“ Musikalben weggeschmissen und auch sonstige weltlichen Medien mussten verschwinden. Stattdessen wurden die Regale mit Kassetten und Büchern von bekannten evangelikalen Bands oder Prediger:innen gefüllt. Für mein Kinderzimmer galt das auch. Keine Bibi Blocksberg-Kassetten mehr, stattdessen Hörspiele mit dem Namen „Nicht wie bei Räubers“, in denen es um einen kleinen Jungen geht, der aus einer Räuberbande (die die Welt symbolisieren soll) in ein Schloss zum König (Jesus) einzieht um dort ein erfülltes, herrliches Leben zu führen. Jeden Sonntag besuchten wir die Gottesdienste und verbrachten auch sonst viel Zeit mit anderen Gläubigen.
An sich war es nicht immer eine schlechte Zeit. Allerdings hätte ich manchmal gerne auf einiges verzichtet. Ja, sie halfen uns bei Umzügen und Behördengängen, unterstützen uns in der Krise, aber zu welchem Preis? „Wenn du Jesus in dein Leben aufnimmst, wird er dich von innen heraus verändern“, hieß es immer. Jedoch sehe ich das heute anders. Sobald sich Menschen so tief in dein Leben einmischen, ist es nicht Jesus, der dich von innen ändert, sondern die Gläubigen, die dich von außen ändern.
Leo
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