(K)ein Plan für mein Leben?

Früher haben wir oft Menschen, die sich frisch zu Jesus bekehrt hatten, „Baby-Christ:innen“ genannt, weil sie noch ganz am Anfang ihres Glaubens standen und besonderer Unterstützung bedurften. Seit ich meinen Glauben abgelegt habe, fühle ich mich als wäre ich ein „Baby-Mensch“ und würde alleine einer riesigen angsteinflößenden Welt gegenüber stehen. 

„Gott hat einen Plan für dein Leben.“ Wie oft habe ich diesen Satz gehört, gelebt und selbst anderen gepredigt. Wer hat jetzt in meinem Leben eigentlich noch einen Plan? Ich auf jeden Fall nicht. Was, wenn es gar keinen seit meiner Geburt festgelegten Plan, keine Berufung für mein Leben gibt? 

Diese Idee löst in mir gleichzeitig starke Angst und immense Erleichterung aus. Ohne einen Plan gibt es keine falschen Entscheidungen, keine Zeichen, die ich erkennen, keine innere Stimme, die ich hören muss. Dann bleibt nur noch das Leben – chaotisch, unvorhersehbar, herausfordernd, überraschend, wundervoll, unperfekt, zerbrechlich – menschlich. 

Ohne einen Plan gibt es aber auch niemanden, der oder die mein Leben in den Händen hält, außer mir selbst, niemanden, der oder die mir alles zum Besten dienen lässt, keine Garantien für mein Morgen. Mir bleibt nur, mutig meinem Morgen entgegen zu gehen und jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt. Mit einer Haltung, die auf das Gute hofft, für jedes kleine Glück dankbar ist und im Vertrauen auf mich und mein Auffangnetz aus lieben Menschen das Schwere annimmt. 

Ich will ein JA dazu finden, möchte mit dem Ungewissen tanzen, mal im schwermütigen langsamen Walzer, mal im fröhlichen Disco-Fox. Möchte mit den Dingen gehen und umarmen, was ist. Mich jeden Tag für das Heute entscheiden und meine Angst vor dem Morgen mit dem Wissen aushalten: Ich vermag alles durch die Frau, die ich war, bin und werde.

Hannah

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