zerrissen

Ich bin nicht mehr die, die ich einmal war.
Glaube nicht mehr an das, was sie sagen.
Lebe mein Leben nicht mehr nach ihren Regeln.
Hab seit mehr als 2 Jahren nicht mehr mit dir geredet.
Ich lehre Kindern deine Geschichten.
Erzähle von deiner Geburt, deinem Leben und deinem Tod.
Aber glaube nicht mehr alles, was geschrieben steht.
Fühl mich frei.
Und im selben Moment – so zerrissen wie noch nie.

Manchmal frag‘ ich mich, was das alles sollte.
Muss ich noch mit dir reden?
Will ich dich noch hören?
Was soll ich dir denn noch erzählen?
Hörst du mir überhaupt noch zu?
Ich glaube an dich.
Irgendwie.
Aber manchmal frage ich mich:
Reicht das?
Dieses „Ich glaube an dich“?
Ich bin so – zerrissen.

Ist das Angst oder Freiheit?
Waren all die Jahre, in denen ich mit dir geredet habe, echt?
Hast du mich wirklich gehört? Hörst du mich auch jetzt?
Ich bin zerrissen.
Weil ich plötzlich nicht mehr glauben kann, was so viele in meinem Leben glauben.
Ich habe Angst zuzugeben, dass ich nicht mehr so glaube wie damals.
Wer bin ich jetzt? Und warum bin ich so zerrissen?

Ich will irgendwie wieder mit dir reden.
Aber nicht so wie damals.
Denn das war toxisch.
Du hast mir nie wirklich geantwortet.
Hast mich warten lassen. Manchmal monatelang.
Mir nie eine klare Antwort gegeben.
Ein „Jein“, ein „vielleicht“, ein „später“ reicht mir jetzt nicht mehr aus.

Ich habe dazu gelernt und bin mit vielen Dingen einfach nicht mehr einverstanden.
Du stimmst mir doch zu, dass manche Dinge in „deinem“ Haus einfach echt beschissen laufen, oder?
Du kannst dich nicht wirklich auf deren Seite stellen und ihren Aussagen zustimmen, oder?
Wie kann „Liebe“ so viel Hass und Diskriminierung beinhalten?
Wie kann „Liebe“ so viel Missbrauch hervorbringen?
Wie kannst DU so eine „Liebe“ sein?
Sollte „Liebe“ nicht eigentlich bedingungslos sein?

Ihre „Liebe“ ist nicht bedingungslos.
Sie ist gebunden an so viele Regeln.
Zum Beispiel an das „Nein“ zum Sex vor der Ehe, an das „Nein“ zu Menschen und wen sie lieben und wie sie leben.
Das „Nein“ zur Selbstliebe und zum so sein, wie ich wirklich bin.
Wie kann ihre „Liebe“ an so viele Bedingungen gebunden sein, wenn DU alle Gesetze und Gebote aufgehoben hast und sagtest, dass LIEBE allein zählt.
Wie können sie sagen, du hättest die Welt, die Menschen „so“ nicht gewollt, obwohl du gesagt hast, du seist die LIEBE selbst?
Man kann nicht „Ja“ zu dir sagen und gleichzeitig „Nein“ zu Menschen.

Deswegen bin ich zerrissen.
Nicht wegen dir.
Weil sie mir vorschreiben wollen, wer DU „wirklich“ bist.
Aber ich habe es jetzt verstanden.
Ich weiß es jetzt.
Ich glaube jetzt.
Du bist Liebe.
Bedingungslose Liebe.
Da kommt kein „Aber“.
Da kommt kein „Und”.
Da kommt nur ein Punkt.
Du bist Liebe. Punkt.

Deswegen bin ich zerrissen.
Weil ich Liebe nicht verstanden habe.
Weil ich Liebe nicht verstehen kann.
Weil ich einerseits noch immer manchmal keinen Punkt hinter Liebe setzen kann.
Weil mir das „Und“ und das „Aber“ jahrelang so beigebracht wurden.
Weil ich jahrelang nur zugehört,
Weil ich jahrelang nicht nachgefragt,
Weil ich jahrelang Liebe nicht verstanden habe.
Ich bin zerrissen.

Weil die Gedanken manchmal immer noch da sind.
Weil ich manchmal immer noch mit dir reden will.
Weil mich das zerreißt, dass ich manchmal immer noch solche Gedanken habe, weil da trotzdem noch eine gewisse Sehnsucht ist –
nach dir.
Nach Liebe.
Und weil ich gleichzeitig so weit weg will – von all den Bedingungen und den Regeln. Weg will von ihnen.
Ich bin zerrissen,
Denn ich glaube an dich
Und gleichzeitig auch irgendwie nicht.

Lisa

Hier geht es zum Beitrag auf Instagram